"Krebs - meine Geschichte"

Meinen Brustkrebs und Lymphknotenkrebs werde ich hier in Tagebuchform beschreiben. Vielleicht hilft es irgend jemanden und dann hat mein Bericht sein Ziel erfüllt.

Die Krankheit als solche sollte man meines Erachtens nicht totschweigen, oder womöglich für peinlich halten. Krebs ist eine Zivilisationskrankheit und kommt in meinen Augen viel zu häufig vor. Aus diesem Grunde habe ich mich auch für die Rubrik "Umwelt" entschieden, da es 100%ig mit dieser auch zu tun hat.

Am 30.09.2000 kam ich von einem Kundentermin nach Hause und fühlte irgendeinen Druck am linken Arm. Soweit so gut dachte ich mir. Mein Beruf ist kein Honigschlecken und Stress kommt ständig vor. Leider nehme ich alles auch noch persönlich, was man nicht tun sollte, was ich allerdings dennoch tue (tat).
Bemerkt habe ich nur, daß mein Arm etwas dick war, aber na ja warum auch nicht. Ich ging darüber weg und lernte Aktienfonds.

Am 10.10.2000 hätten wir eine kleine Prüfung über Fonds usw. machen sollen. Am nächsten Tag war mir die Sache doch nicht so geheuer, da der Arm immer noch weh tat. Vorsorge bei Ärzten kenne ich nicht. War auch nie da und es interessierte mich auch nie. Gut, meinte ich, es geht ja vorüber, wie immer. (Wie immer, war meine Meinung in bezug auf jegliche körperliche Störung, egal was).

Am 01.10.2000 bemerkte ich, daß irgend etwas mit meiner linken Brust nicht stimmen konnte. Irgend etwas, so blöd es auch klingen mag, stand heraus. Es war an der Zeit dieses "Teil" mal abzutasten. Wie sich beim Abtasten herausstellte, war es ein Knüppel. Der Arm war auch nicht in Ordnung. Trotzdem lernte ich weiter und versah meinen Haushalt. Nachdem der Arm allerdings immer noch weh tat, besprach ich es mit meiner Familie und diese meinte, ich solle unverzüglich in ein Krankenhaus zum check up gehen.

Gesagt getan. Nach langen Diskussionen erklärte ich mich "mal" bereit, kurz ins Krankenhaus zu gehen, um sicherzugehen, daß eh nichts vorliegt. Dem war nicht so. Nach einem Ultraschall an der Brust, stellte man fest, daß ich einen Tumor habe.
Gut, aber es könnten auch die Milchdrüsen sein. Dennoch nahm man mich für den 02.10.2000 stationär auf.

Am 04.10.2000 wurde ich operiert. Man nahm einen Schnellschnitt vor, um festzustellen, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Ein Pathologe überprüft während der OP das entfernte Gewebe. Prof. Dr. E wie ich ihn hier nennen möchte, versprach mir eine brusterhaltende OP, wenn denn die Möglichkeit bestünde.
Nach der OP erfuhr ich, daß der Tumor bösartig sei. Aus diesem Grunde wurden gleichzeitig die Lymphknoten entfernt. Prof. Dr. E konnte allerdings brusterhaltend operieren. Nun bekam ich mitgeteilt, daß ich ca. 5 Bestrahlungen bräuchte und das wäre es dann. Allerdings müßte man noch die Ergebnisse der Lymphknoten abwarten. Ich war zuversichtlich und dachte, erledigt!

Mir gingen so ziemlich alle Gedanken durch den Kopf. Was ist mit meinem Sohn, kann ich weiterhin meine Tätigkeit ausüben? Was ist mit meinen Eltern? Die ganze Diagnose "Krebs" konnte ich gar nicht verarbeiten. Bisher hatte ich Glück in meinem Leben. War ganz selten bei Ärzten und eigentlich nie krank. Einen Hausarzt oder Gynokologen habe ich auch nicht. Nun sollte mir das Glück "Gesundheit" abtrünnig geworden sein. Es ist ziemlich schwer, sich die Diagnose, wenn es einem selbst betrifft, überhaupt vorzustellen. Für mich war das wie ein Einschnitt. Leben/Tod!?!

Über Tod habe ich allerdings nicht nachgedacht, der kommt schon alleine wegen meinem Sohn nicht in Betracht. Es kann noch nicht Zeit sein zu gehen. Daß wir aber allerdings alle den selben Weg gehen müssen, irgendwann, ist klar. Nur jetzt habe ich für den Tod noch keine Zeit. Erstens bin ich gerade mal 41 Jahre geworden. Zweitens braucht mich mein Kind. Somit denke ich jetzt, ich sehe den Krebs als Chance und nicht als Feind. Bekämpfen kann ich mich selbst sowieso nicht. Krebs sind einfach nur "mutierte Zellen", die sich verdammt schnell im Körper ausbreiten und das gesunde Gewebe befallen. Meines Erachtens kann ich nicht meine eigenen Zellen bekämpfen und somit habe ich mich entschlossen, daß ich einfach denke, die mutierten Zellen werden nach diesem Krieg "sprich OP" nach Hause gehen und das war es.

Vier Tage später erhielt ich allerdings die zweite Nachricht, die nicht so gut klang, wie die erste. Die Lymphknoten waren auch befallen und aus diesem Grunde muß jetzt noch eine Chemotherapie her.
Ich heulte! Sofort rief ich meine Eltern und meinen Ehemann an. Sie kamen sofort in das Krankenhaus. Jetzt war auch nicht mehr die Rede davon, daß ich in fünf Wochen wieder arbeiten könnte, sondern die Behandlung wäre etwas langfristiger. Unterschrieben habe ich mal für 3 Chemo, danach 5 Bestrahlungen und auf ein Neues 3 Chemotherapien.



E-MailE-Mail:



© Eva-Maria Schubert-Laudenklos