Dromedare

Ich bekam einen Stock dazu. Vom Schlagen der Tiere halte ich generell nichts. Nur, da ich weder an den Hals, noch an die Flanken kam, nahm ich den Stock mal mit.
Der Kameltreiber und ich übten: "Wie bewegt man ein Dromedar?" Das Dromedar liegt ja jetzt mal da und steht nicht einfach auf. Nun, ich bekam die Befehle und Fatima sollte reagieren. Nach weiteren zwei Tagen stand sie immerhin auf mein Kommando hin auf. Weitere zwei Tage dauerte es, bis ich sie in den Griff bekam, daß sie sich auch weiterhin fortbewegte. So langsam aber sicher, war es dann soweit. Fatima und ich konnten sogar alleine ausreiten, da ich mittlerweile schon fortgeschritten war und konnte sie auch, wie ich es nenne, parken. Parken heißt nichts anderes, als daß sie sich zum Absteigen auf den Boden kniet. Erst danach, kann man von einem Dromedar oder Kamel absteigen. Die Größe der Tiere ist schon enorm. Abspringen wollte ich lieber mal nicht.
Kurzum, Fatima und ich blieben Freunde über Jahre hinweg. Immer, wenn ich zurückkehrte, besuchte ich sie. Fatima stand mal aus 30 Dromedaren auf und lief auf mich zu. Sie legte zur Begrüßung immer den Kopf auf meine Schulter. Ihren Besitzer biß sie und hat deshalb einen Mundschutz an. Ich nahm ihr immer diesen Mundschutz ab und gab ihr ganze Orangen. Orangen mit Schale. Dromedare und Kamele wollen keine geschälten Orangen. Nachdem sie die Orangen gefressen hatte, band ich ihr ohne Mühe den Mundschutz wieder um. Den Stock habe ich auch beim Galopp nie gebraucht. Sie hörte auf jedes Kommanda von mir.

Der Besitzer überließ mir manchmal die Tiere und ging in die Stadt einkaufen. Natürlich wollte ich ihm auch einen Gefallen tun und vermietete Fatima und die anderen. Es war herrlich. Eine Deutsche vermietet Dromedare, die natürlich auch noch hören. Die anderen Dromedarbesitzer waren eigentlich weniger von mir erfreut. Nun, mich störte das wenig. Hassan störte es auch nicht. Er konnte sich auf mich verlassen.

Wenn Dromedarhengste brünftig sind, sind sie sehr aggresiv. Ich hatte definitiv Angst, daß einer der Hengste Fatima was tun würde. Eines Nachts übernachtete ich bei den Dromedaren.
Alle 50 Dromedare wurden jeden Abend unter einer Brücke zusammengetrieben und bekamen Heu und Stroh. Die Hengste waren immer sehr unruhig und sehr aggressiv.

Natürlich waren die Hengste angebunden, aber die Gewalt eines Tieres! Ich weiß nicht! Auf jeden Fall hatte ich eigentlich große Angst. Ich rief Fatima ganz leise und sie gab auch Antwort. Ich schlich mich neben Fatima, durch die Hengste durch und schlief auf ihrer Decke. Es war ein Stadtgespräch als man mich morgens fand. Na ja, da muß man durch. Auf jeden Fall verbrachte ich im Wadi mit Fatima und 49 anderen Dromedaren die Nacht. Wenn ich es mir heute noch überlege, würde ich es auf jeden Fall wieder tun. Fatima ist etwas ganz "Besonderes".




E-MailE-Mail:



© Eva-Maria Schubert-Laudenklos